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1.6 Wenig Freizeit

Ja. Ist so.

Wenn es an der Uni vorlesungsfreie Zeit gibt, dann habt ihr bereits eure Klausuren hinter euch und geht acht Stunden am Tag arbeiten, fünf Tage die Woche. Soll heißen: wenn eure Freunde an normalen Unis sich entspannen und langsam auf ihre Klausuren in der vorlesungsfreien Zeit vorbereiten, beginnt ihr zu arbeiten und habt weniger Zeit, eure Freunde in deren Freizeit zu treffen.

Ihr habt keine Semesterferien sondern zweiundzwanzig bis dreißig Tage Urlaub, die ihr innerhalb eurer Praxisphasen nehmen könnt.
Nimmt man also von sechs Monaten sechs Wochen Urlaub und eventuell auch noch zehn Feiertage, dann bleiben nur noch vier Monate reine Arbeitszeit, klingt schon nur noch halb so schlimm. Mir persönlich fiel besonders die erste Praxisphase schwer, da ich vorher nie Vollzeit gearbeitet habe. Wer seinen Zivi gemacht hat oder vorher jobben war, der hat sicher weniger Probleme mit der Umstellung

Man hat also eine normale Arbeitswoche, an Freizeit in der Praxisphase bleiben noch die Abende und Wochenenden und man hat schon einen Vorgeschmack darauf, wie das Leben später vielleicht aussehen wird.
Auch das Studium selbst nimmt viel Zeit in Anspruch, es gibt keine Tutorien sondern nur Vorlesungen (mit Übungen), außerdem muss während der Praxisphase ein Leistungsnachweis für die BA erbracht werden.

Vorteil: ...wir vertrösten uns immer damit, dass wir Geld verdienen ;) Aber an sich ist das hier nur ein Nachteil.

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1.5 Die Berufsakademie

Die Berufsakademie, kurz BA, die dem BA-Studium den entsprechenden Namen gibt, stufe ich weder als Vorteil noch als Nachteil des dualen Studiums ein. 

In der Berufsakademie finden die Theoriephasen statt. Sie kann staatlich oder in privaten Händen sein, oder (im Falle Berlins) ein Fachbereich einer Hochschule. Die Vorlesungen ähneln sehr dem Schulunterricht, besonders weil die Kursgröße im Bereich von 20-35 Studierenden gehalten wird. Das schafft eine sehr vertraute Atmosphäre, die Dozenten können sich besser den Einzelnen widmen und in vielen Kursen besteht intern ein guter Zusammenhalt.

Über die Berufsakademie selbst kann ich leider nur was Berlin betrifft aus Erfahrung sprechen. Da ist die BA nicht gerade bestens organisiert, die Räume des (bis 12'2010 genutzten) Campus sind sehr ungünstig gelegen (langgestreckte Räume mit Fenstern in Richtung S-Bahn), die Dozenten sind allerdings kompetent.

In der BA gilt Anwesenheitspflicht, auch zu Kursen, die am Ende keine Credits bringen (z.B. Englisch). Manche Betriebe stellen ihre Studenten von diesen Kursen frei, andere fordern zusätzlich auf, den freiwilligen Spanisch-Kurs zu besuchen. Auch das sollte vorher geklärt werden.
Eure Vorlesungen werden festgelegt. Seid ihr ein größerer Jahrgang (bei BWL beispielsweise), dann könnt ihr eventuell zwischen verschiedenen Kursen wählen, aber ihr habt keinen Einfluss auf die Module und Vorlesungszeiten eures Studiums. 
Das heißt im Weiteren, dass ihr die Probleme vieler Bachelor-Studenten nicht teilt, sprich sich überschneidende Module, bereits volle Kurse, etc. Noch dazu ist man weniger anonym, kann seine Dozenten einfach und schnell kontaktieren und hat auch Dozenten aus der Praxis. Dafür fehlt eben die Selbstbestimmung.


Vorteil --- Schulähnlicher Unterricht, kleine Kursverbände
Nachteil --- Wenig Selbstbestimmung, vieles wird vorgeschrieben

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1.4 Übernahmechancen

Als besonderer Vorteil am dualen Studium wird oft betont, dass Betriebe, die BA-Studenten ausbilden diese auch meist übernehmen, denn sonst wären diese ja ungenutzte Investitionen. 

Ihr solltet euch allerdings nicht auf die faule Haut legen und mit diesem Wissen im Hinterkopf meinen, der Arbeitsplatz sei euch sicher. Manche Betriebe koppeln die Übernahme mit Bedingungen (z.B. ein Mindestschnitt von 3,0), über die ihr euch bald klarwerden solltet. Natürlich steht man auch im Konkurrenzkampf mit den Mit-Studenten aus dem gleichen Jahrgang aus dem eigenen Betrieb - steht es um die eigenen Noten nicht optimal, sinken die Übernahmechancen im Vergleich zu den anderen, denn man sollte sich nicht darauf verlassen, nach drei Jahren eine Stelle sicher zu haben.

In drei Jahren kann im Betrieb viel passieren, besonders in wirtschaftlich unruhigen Zeiten, bei Umstrukturierung oder Fusionen, die die Ausbildungsstelle tangieren. 

Im Gegensatz dazu gibt es auch Betriebe, die nur für den Eigenbedarf ausbilden. Hier kann ich wieder die Agentur für Arbeit als Beispiel heranziehen: wer das Studium erfolgreich(!) abschließt, wird auch übernommen.
Manche Firmen koppeln den Ausbildungsvertrag auch gleich damit, die BA-Studenten danach noch für ein Jahr an sich zu binden

Generell würde ich empfehlen, sich schon vorher zu informieren. Es gibt Messen, auf denen man sich die Betriebe im Vorhinein ansehen kann, auch der Tag der offenen Tür der Berufsakademie macht sich da sehr gut, weil sie dort viele Betriebe besonders in Hinsicht auf das Duale Studium vorstellen. Sollte euch das duale Studium in der entsprechenden Firma wirklich interessieren, dann fragt alles, was euch interessiert! Dazu sollte auch die Übernahmechance gehören. (Ich war bei der Einstieg Abi Messe dabei und finde es im Nachhinein auch nicht allzu verwerflich, nach dem Gehalt zu fragen, es zeigt ja nur, dass ihr Vergleiche ziehen wollt. Seid nicht zu schüchtern, tatsächlich direkt nachzufragen.)

Vorteil --- Weniger Leistungsdruck im Studium
Nachteil --- Sind manchmal nicht zu 100% gegeben.

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1.3 Praxiserfahrung

Dieser Punkt ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten, denn oft verliert man im regulären Studium beim Credits-Rechnen und dem vielen Stress mit Modulen und Tutorien aus den Augen, wohin man am Ende genau kommt. Nämlich in eine Firma, in der man sein Wissen anwendet.

Im BA-Studium wechseln sich Theorie- und Praxis-Phasen ab, meist im 3-Monats-Rhythmus. (Es gibt auch Systeme, in denen es einen 4-Monats-Rhythmus mit Trimestern gibt) Pro Jahr sind also sechs Monate Praxisphase angesetzt. (Urlaub, Feiertage, etc. lasse ich außenvor)

Nach drei Jahren Studium hat man demnach bereits eineinhalb Jahre gearbeitet. Bei einer Übernahme oder dem Wechsel in einen neuen Betrieb kann diese Erfahrung nur von Vorteil sein. Außerdem hat man bereits erste Kontakte in seiner eigenen Branche knüpfen können. Die Arbeitswochen sind meist auf 37 bis 40 Stunden pro Woche angesetzt (nur wenige Betriebe stellen BA-Studenten halbtags ein). Das heißt im Durchschnitt acht Stunden je Tag. Bei vielen gibt es bereits Gleitzeit (meist noch mit Kernzeiten), man kann seine Arbeitszeit also selbständig verteilen, sollte aber auf Wünsche aus der Abteilung eingehen.

Ihr solltet im Hinterkopf behalten, dass ihr damit dann keine Semesterferien mehr habt. Wenn also eure Freunde beginnen, für die Klausuren in der vorlesungsfreien Zeit zu lernen und (meistens) viel Freizeit zu haben, geht ihr arbeiten, jeden Tag, ausgenommen vom Urlaub. Ihr solltet also nicht zu sehr an der persönlichen Freizeit hängen, denn die wird auf jeden Fall kürzer kommen. Standardargument dazu: "Wir bekommen ja Geld." ;-)


Vorteil --- Der Berufseinstieg nach dem Abschluss des Studiums ist kein Neuanfang. Brancheninterne Kontakte.
Nachteil --- Ihr habt keine Semesterferien sondern 25-30 Urlaubstage im Jahr. Ihr habt also weniger Freizeit. (hierzu später mehr)

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1.2 Verknüpfung von Theorie und Praxis

Klingt super. Vor allem, wenn man das in Bewerbungsgesprächen sagt. Doch was heißt es jetzt genau, dass Theorie und Praxis zusammengebracht werden?

In der Theorie bedeutet es, dass ihr im Studium drei Monate lang Dinge lernt, die man gut auf die Praxis beziehen kann und dass ihr dann im Betrieb die gelernten Sachen anwendet.
Wie gesagt, das klingt alles wirklich toll. Ist nur leider selten der Fall. (Im Besonderen kann ich hierbei natürlich für die Studienrichtung Informatik sprechen.)

Die Betriebe haben ihre eigenen Systeme, Applikationen, Programme, Vorgänge, Workflows, und die Gegebenheiten in den Unternehmen sind so unterschiedlich, dass im Studium nicht auf alle vorbereitet werden kann. Auch eure Arbeitssituation wird sich selten an euren Unterricht anpassen.
Was ich damit sagen will: was ihr im Unterricht lernt hat durchaus Praxisbezug und ihr werdet vieles definitiv brauchen, nur vielleicht nicht sofort im Betrieb, sondern eben erst Wochen oder Monate später. Andersrum werdet ihr auch im Betrieb viel lernen, eventuell bevor es im Studium zur Sprache kommt.

Vorteil --- Ihr lernt praxisbezogene Dinge...
Nachteil --- ...werdet sie aber nicht 1:1 anwenden.

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1.1 Vergütung im Dualen Studium

Fangen wir gleich mit einem der wichtigsten Punkte an, der für viele schon Motivation genug ist, ein Duales Studium anzupeilen: das Geld.
Es ist allgemein üblich, dass der Ausbildungsbetrieb den BA-Studenten (BA steht für Berufsakademie) eine Ausbildungsvergütung zahlt, und zwar das ganze Jahr hindurch und nicht nur während der Praxisphasen. Die Höhe wird von den Betrieben selbst festgelegt und es ist nicht unüblich, sie nach jedem Jahr etwas zu erhöhen. Auch über zusätzliche Vergütungen (Weihnachtsgeld, zusätzliche Zahlungen, etc.) zum Gehalt bestimmt der Betrieb. Die Gehälter liegen im Schnitt bei 600 - 1200 € brutto.
Manche Betriebe (die Agentur für Arbeit beispielsweise) zahlen auch weit mehr, enthalten sind dann aber einberechnete Kosten für Zweitwohnung, mehr Fahrten, etc. weil Berufsakademie und Ausbildungsstelle in unterschiedlichen Städten liegen.
Ebenso übernehmen manche Betriebe die anfallenden Studiengebühren (oder Verwaltungskosten) komplett.

Mit einem Dualen Studium habt ihr also ein monatliches Einkommen und seid bei klugem Wirtschaften nicht von zusätzlichen Zahlungen aus dem Elternhaus abhängig. Bei den BA-Studenten, die weiter bei ihren Eltern wohnen, ist es großteils üblich, nun auch einen Anteil des Gehalts an die Eltern abzugeben. 
Wer sich für eine eigene Wohnung oder Wohngemeinschaft entschließt, wird, wenn er es selbst wünscht, auf keinen Zuschuss von den Eltern angewiesen sein.

Ein Nachteil dabei kann die damit wachsende Verantwortung sein. Das mag jetzt so einfach klingen, aber von nun an müsst (beziehungsweise solltet - für manche wird das immer noch von Mama geregelt) ihr euch um die Korrespondenz mit der Krankenkasse kümmern und vielleicht sogar umziehen, was noch mehr Verantwortung nach sich zieht: Miete zahlen, Strom anmelden, Einrichten, Nebenkostenabrechnungen kontrollieren, etc. etc. 


 Also zusammengefasst:
Vorteile --- Finanzielle Unabhängigkeit, geregeltes Einkommen, Entlastung der Eltern
Nachteile --- Man muss lernen, Verantwortung zu übernehmen

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1. Vorüberlegungen: Vor- und Nachteile

Was ist ein Duales Studium? 
Nun, dafür werde ich ganz unprofessionell Wikipedia heranziehen: 
"Als Duales Studium wird in Anlehnung an das duale Ausbildungssystem ein Hochschulstudium mit fest integrierten Praxisblöcken in Unternehmen bezeichnet. Von „klassischen“ Studiengängen unterscheidet es sich durch einen höheren Praxisbezug, der abhängig von Studiengang und Hochschule variiert." (Quelle)

Wer anfängt, sich über diese Art des Studiums zu informieren, stößt meist auf immer die gleichen Phrasen. Ich möchte trotzdem auch darauf eingehen, warum man nun ein duales Studium anpacken sollte (oder wem es eventuell nicht liegt). Hierbei gibt es einige wichtige Punkte, die auch einige meiner Bekannten von einem dualen Studium überzeugt haben.
In den folgenden Postings werde ich auf diese Punkte eingehen und was an ihnen die jeweiligen Vor- oder Nachteile sind. Davon werden manche auf den Blick beispielsweise als ganz klare Vor- oder Nachteile erscheinen, doch ich möchte hierbei mit eigener Erfahrung aufzeigen, dass die meisten Punkte mehrere Seiten mit sich bringen.

Auf folgende Stichworte soll eingegangen werden: 
Abschließend noch ein zusammenfassendes Posting und damit sollte dann die erste Entscheidungshilfe geschaffen worden sein.

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0. Einleitung

Mit diesem Blog möchte ich mich einer der Möglichkeiten nach dem Abschluss des Abiturs widmen: dem Dualen Studium.
Nicht viele kennen es und diese 'Eingeweihten' spalten sich meist in zwei Hälften, nämlich jene, für die es infrage kommt und jene, die sich ein Duales Studium nicht vorstellen können. Ich möchte eine Darstellung bieten, die genau aus der Mitte kommt, denn ich habe den Bewerbungsvorgang hinter mir und habe bereits das dritte Semester eines dualen Informatikstudiums abgeschlossen.
Dieser Blog widmet sich also zuerst den ganz grundlegenden Themen: Vorteile/Nachteile, Ablauf/Aufbau, Betriebe, Bewerbungen, Tests und Assessment Center. Zwischendurch werde ich ab und zu über meine eigenen Erfahrungen schreiben, was das duale Studium im Allgemeinen betrifft, sowie die Ausbildung im Betrieb, die Doppelbelastung, wie wichtig die sorgfältige Auswahl des Betriebs ist, auf was geachtet werden sollte und wie es denn nun einfach mal ist, dual zu studieren.
Solltet ihr euch genauere Information wünschen, dann schreibt das bitte. Vielleicht ist der Blog auch irgendwann soweit, Gastschreiber zu haben (auch da können mich Interessenten gerne anschreiben).